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Pina-Bausch-Zentrum Wuppertal
Gemeinsam mit Zaha Hadid Architects

In ausgewählten Wettbewerbsverfahren kollaborieren wir mit Zaha Hadid Architects. Eine inspirierende und fruchtbare Zusammenarbeit, wie wir finden. 

Um das künstlerische Erbe der Tänzerin und Choreografin Pina Bausch (1940–2009) lebendig zu erhalten und neue Anknüpfungspunkte zu eröffnen, soll in Wuppertal-Elberfeld auf der sogenannten Kulturinsel am Wupperbogen unter Einbezug des dortigen denkmalgeschützten Schauspielhauses und des Sopp’schen Pavillons – ein ebenfalls denkmalgeschützter Tankstellenbau aus den 1950ern – das Pina Bausch Zentrum entstehen.

Gemeinsam mit Zaha Hadid Architects haben wir im Rahmen des ausgelobten Realisierungswettbewerbs einen Entwurf erarbeitet, der das Potenzial, die Kulturinsel als einen weiteren eigenständigen Baustein in der Stadtlandschaft Wuppertals zu verorten, ausschöpft. Denn mit der Erweiterung des Schauspielhauses zum neuen Pina Bausch Zentrum sehen wir die Chance, das Areal ganzheitlich zu betrachten und neu zu ordnen.

Wir interpretieren die Kulturinsel als Campus, als eine Ansammlung von Solitären, die durch eine kollektive Identität verbunden sind. Morphologisch steht diese offene Struktur im bewussten Gegensatz zur umgebenden geschlossenen Blockrandbebauung. Gleichwohl sieht der Entwurf vor, die Insel als gesamtheitliches Quartier erlebbar zu machen, indem eine einheitliche visuelle und organisatorische Identität durch ein rechtwinkliges Grundraster gegeben wird, das wir weniger starr, sondern vielmehr als topologische Organisationsform verstehen, dessen Gestalt in Abhängigkeit unterschiedlicher räumlicher, funktionaler und atmosphärischer Situationen und Anforderungen changiert.

Bestand und Neubau treten bewusst in Dialog und nicht in Konkurrenz, indem wir die prägnante Kubatur des denkmalgeschützten Schauspielhauses als Ausgangspunkt für den Neubau nehmen. Wir kehren die schwere, flächige und hermetisch geschlossene Fassade des Schauspielhauses um in eine transparente, leichte und geschichtete Fassade für den Neubau. Die äußere Schicht besteht aus reflektierenden, in ihrer Ausrichtung variierenden Lamellen, die zweite Schicht aus unterschiedlich transparentem Glas, so dass je nach Blickwinkel und Lichteinfall ein Spiel ständig wechselnder Reflektion und damit ein vollkommen neues Erscheinungsbild entsteht. Die Staffelung des Gebäudevolumens und die konkave Verzerrung verstärken das visuelle Vexierspiel. Das Haus als schwer fassbares Objekt in scheinbar permanenter Bewegung. 

Über die vertikale architektonische Schichtung des Neubaus durch ein Sockelgeschoss und zwei gegeneinander verdrehte Volumen ist die innere Organisation des Neubaus auch von außen zu erahnen. Sockelgeschoss = öffentliche Bereiche mit öffenbaren Trennwänden und Fassaden, um den experimentellen und offenen Charakter des Hauses zu unterstreichen. Mittlere Geschosse = Ballettsaal, dienende Räume und Archiv. Obere Geschosse = Verwaltung und Dachterrasse.

Der Sopp'scher Pavillon bleibt als Solitär erhalten, wird als „objet trouvé“ interpretiert. Während die Außenfassade denkmalgerecht wiederhergestellt wird, sieht unser Entwurf für den Innenraum die vollständige Entkernung vor, um diesen als abstrakte Raumskulptur, als einen offenen Raum ohne Kodierung zu belassen. Das Schauspielhaus soll unter Herstellung der Barrierefreiheit in der originalen Raumstruktur weitestgehend erhalten bleiben. Zudem schlagen wir vor, die Südfassade im Bereich der Hinterbühne zu öffnen, um den Blick auf Wupper und Schwebebahn freizugeben.

Die Freiraumplanung sieht vor, der Kulturinsel eine gesamtheitliche Identität zu geben, sich der gegenwärtigen Fragmentierung zu entledigen und sie gleichwohl besser mit dem umgebenden Stadtgefüge zu vernetzen. Der neue „urbane Teppich“ differenziert die Struktur anforderungsbezogen in einer Rhythmik teils dichter und grüner, teils lichter und belastbarer Freiräume.

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